Der gefährlichste Rapsschädling der letzten Jahre ist die Kleine Kohlfliege. Die erwachsenen Fliegen sind grau gefärbt und besitzen auf dem Thorax drei dunkle Streifen. In ihrem Aussehen ähneln sie Stubenfliegen, sind mit ca. 6 mm Länge jedoch etwas kleiner als diese. Ihre Hauptnahrung ist Nektar von Blütenpflanzen. Die Fliegen sind sehr mobil und können auf der Suche nach Wirtspflanzen mehrere Kilometer zurücklegen. Die Fliegen können in mehreren Generationen während der gesamten Vegetationsperiode von April bis Oktober auftreten.
Ihre erste Generation tritt je nach Witterung im April /Anfang Mai, zur Zeit der Rosskastanien/Pflaumen/Schattenmorellenblüte auf. Etwa 8 – 10 Tage später beginnt die Eiablage an den Wurzelhälsen junger Kohlpflanzen. Aus den Eiern entwickeln sich kleine weißlich-gelbe Maden, die sich in die Wurzeln der jungen Kohlpflanzen einfressen und sie erheblich schädigen.
Ende August tritt die letzte Generation des Schädlings zum Auflauftermin des Winterrapses auf. Die Eiablage an den gerade gekeimten Winterrapspflanzen wird durch die Geruchssensorik der Fliege bestimmt. Die Flugaktivität kann mit Gelbschalen nur ungenügend überwacht werden. Besser geeignet sind Eimanschetten.
Die weiblichen Fliegen beginnen nach der Präovipositionsphase mit der Eiablage (100 Eier/Fliege), die sich über mehrere Wochen erstrecken kann. Die weißen, länglichen, ca. 1 mm langen Eier werden in Paketen mit 8-10 Eiern an oder in die Nähe des Wurzelhalses, nur in Ausnahmefällen auch an höher gelegene Stellen der Pflanze abgelegt. Nach ca. 8 Tagen ist der Schlupftermin der Larven. 3 Wochen nach dem Feldaufgang sollte die kritische Phase überwunden sein und kein weiterer Befall erfolgen. Bei der Befallsermittlung ist zu berücksichtigen, dass die Ränder meist stärker befallen sind. Die Eier sind sehr empfindlich gegenüber Trockenheit.
Von den Haarwurzeln und Seitenwurzeln aus fressen sich die Maden bis zur Pfahlwurzel des Winterrapses. Einzelne Maden können toleriert werden. Mehrere Maden zusammen können an den Pfahlwurzeln von Winterraps schwere, irreparable Schäden verursachen. Die Pfahlwurzel wird in ihrer Funktion und im Wurzeltiefgang stark eingeschränkt. Jüngere Pflanzen werden bei einem frühen, massiven Befall bereits im Herbst zerstört, indem sie einfach vertrocknen.
Ältere Pflanzen zeigen im Herbst sehr starken Nährstoff- und Wassermangel, da sie von der Wurzel fast nicht mehr versorgt werden können. Sie bleiben in der Entwicklung deutlich zurück und können auch zu diesem Zeitpunkt noch absterben. Die Winterhärte ist stark herabgesetzt. Zudem bieten die Verletzungen Eintrittspforten für Krankheiten wie Phoma lingam und Verticillium.
Sobald sich die Maden im Boden verpuppen, kann die Wurzel zumindest teilweise verheilen. Oberirdisch ist der Pflanze das Aumaß des Schadens kaum anzusehen. Bei günstiger Herbstwitterung reagieren die stark geschädigten Pflanzen mit der verstärkten Bildung von Seitenwurzeln, die jedoch weder den Wurzeltiefgang noch die Leistungsfähigkeit einer intakten Pfahlwurzel ersetzten können. Solche Rapsbestände werden auf Stressfaktoren wie Wassermangel empfindlich reagieren.
Das Ausmaß der Schäden an Winterraps durch die Kleine Kohlfliege lässt sich schwer bewerten. Bei geringerem Befall im Herbst und Frühjahr halten sich die Schäden in überschaubaren Grenzen, massiver Befall im Herbst wird sich aber mit Sicherheit negativ auswirken. Einzelne Pflanzenausfälle in einem ansonsten guten Bestand können problemlos kompensiert werden.
Die Schäden im Herbst werden in der Regel von den Maden der 3. Generation verursacht. Auch die erste Generation der Kohlfliege legt ihre Eier am Wurzehals oder in der Nähe der Rapspflanzen ab, und die Maden fressen ebenso wie im Herbst an den Wurzeln. Im Mai/Juni sind die Rapspflanzen jedoch bereits fast vollständig ausgewachsen. Schäden im Wurzelbereich werden daher meist nicht entdeckt bzw. nicht beachetet, da kräftige, gesunde Pfahlwurzeln einen leichten Befall im Frühjahr ohne größere Probleme verkraften können.
Die Fliege ist sehr mobil und fast nicht durch insektizide Spritzungen zu treffen. Die Maden sind an der Wurzel in 2 bis 5 cm Bodentiefe für Insektizidspritzungen nicht erreichbar. Es ist also derzeit keine gezielte chemische Bekämpfung möglich. Neue Beizwirkstoffe befinden sich in Entwicklung und Zulassung, werden jedoch frühestens 2016 zur Verfügung stehen.
Aufgrund der stark eingeschränkten chemischen Kontrollmöglichkeiten müssen verstärkt ackerbauliche Möglichkeiten zur Kohlfliegenbekämpfung herangezogen werden. Hierzu zählen die mechanischen Bodenbearbeitungen nach Raps, der Saattermin und die Saatstärke.
Weitere aktuelle Informationen finden Sie unter www.rapool.de