Wintergerste ist stressempfindlicher als andere Getreidearten. Durch die frühere Aussaat nutzt sie zwar die Bodenfeuchte gut aus, jedoch muss in der gesamten Produktionstechnik ihr höherer Anspruch an den Luft- und Wasserhaushalt sowie an die Nährstoff- Verfügbarkeit berücksichtigt werden. Die Wintergerste ist ein Flachwurzler und verfügt nur über eine geringe Wurzelmasse und Wurzelregenerationskraft. In der Praxis steht sie meist als abtragendes Fruchtfolgeglied nach Weizen. Damit verbunden sind häufig schlechtere Nährstoffgehalte im Boden, da die Grunddüngung zur Blattfrucht durchgeführt wird.
Eine ungünstige Bodenstruktur sowie höhere Mengen auf dem Acker verbliebenes, schlecht zerkleinertes Stroh sind Ursachen für eine unzureichende Bestandesentwicklung. Dies verhindert in vielen Fällen die Schaffung eines optimalen, gut rückverfestigten Saatbettes. Gerade die Gerste benötigt zur optimalen Entwicklung aufgrund ihres schlechteren Wurzelsystems einen gut durchwurzelbaren Boden. Die schlechtere Nährstoffversorgung muss durch angepasste Düngungsmaßnahmen ausgeglichen werden.
Maßnahmen im Einzelnen:
- Ortsüblichen optimalen Saattermin möglichst einhalten
- Die vor Winter angelegten Triebe bestimmen maßgeblich den Ertrag. Mit Eintritt in die Vegetationsruhe sollten neben dem Haupttrieb zwei bis drei kräftige Nebentriebe gebildet worden sein. Dafür sind ca. 50 bis 60 Wachstumstage nach dem Feldaufgang notwendig (Temperatursumme von 400 bis 450 °C-Tage)
- Insbesondere auf Standorten mit längerer Vegetationszeit im Herbst sollte ggf. eine insektizide Behandlung bei nicht resistenten Sorten eingeplant werden, um eine Übertragung des Gerstengelbverzwergungsvirus durch Blattläuse zu verhindern. Alternativ: Resistente Sorten wählen!
- Sorgfältige Saatbettbereitung mit guter Rückverfestigung (insbesondere bei großen Strohmengen und Trockenheit). Auf keinen Fall bei zu nassen Bodenverhältnissen bearbeiten.
- Herbizidmaßnahmen im Herbst durchführen
- Makro-Nährstoffversorgung kontrollieren und aufdüngen. Blatt- und Bodenanalysen zeigen immer häufiger eine Unterversorgung der Böden mit einzelnen oder mehreren Nährstoffen, besonders in Ackerbaubetrieben. Phosphor z.B. wirkt sich sehr fördernd auf die Jugendentwicklung aus, bei niedrigen Temperaturen ist die Aufnahme deutlich reduziert. Unter diesen Bedingungen insbesondere auf strukturgeschädigten Böden ist eine Gabe schon im Herbst vorteilhaft.
- Wintergerste nimmt im Herbst circa 40 kg N/ha auf. In der Regel reichen N-Restmengen der Vorfrucht und die Mineralisation im Herbst für eine optimale N-Versorgung aus. Lediglich bei später Saat, schlechter Bodenstruktur, sehr leichten Böden, hohem N-Entzug durch die Vorfrucht, viehlosen Betrieben etc. sind N-Gaben (Gülle oder Mineraldünger) von 20 - 40 kg/ha N sinnvoll. Die gesetzlichen Vorschriften und Sperrfristen für N-haltige Dünger auf Ackerland sollte hier beachtet werden.
- Eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen ist sicherzustellen. Besonders wichtig Mangan, Kupfer, Zink und teilweise auch Bor.