Trockenperioden, Hitzewellen, Starkregen, Staunässe – Getreidesorten mussten in den letzten Jahren einiges überstehen und wechselnden Gegebenheiten trotzen. Welche Erfahrungen Landwirte unter diesen herausfordernden Umständen im Getreideanbau gemacht haben, zeigen Ihnen diese Stimmen über die Getreidesorten ATTRIBUT, POLARKAP, EXSAL und JULIA aus unterschieldlichen Regionen in Deutschland:
Bereits im dritten Jahr steht ATTRIBUT 2024 auf den Flächen von Stephan Renner – „und ich bin bisher nicht enttäuscht worden“, sagt er im Interview. Die Agrargemeinschaft Lübstorf eG, bei der Renner für den Ackerbau auf 2.675 ha zuständig ist, befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern, zwischen Wismar und Schwerin. Hier gehört ATTRIBUT zu einer der Hauptweizensorten mit aktuell 140 ha, auf denen er angebaut wird. Die Fläche wurde von Jahr zu Jahr gesteigert, da sich die Sorte in jedem Jahr bewiesen hat. „Sonst hätte ich ATTRIBUT nicht wieder angebaut“, merkt Renner an und betont, dass ihm keine Schwächen aufgefallen sind. „In allen Qualitätseigenschaften ist er gut dabei, hat eine hohe Fallzahl mit einer guten Stabilität“, so Renner weiter. Selbst im Trockenjahr 2023 konnte sich der studierte Landwirt auf ATTRIBUT verlassen. „Mit 82 dt/ha hat er den Betriebsdurchschnitt des Weizenertrages locker erreicht“, erzählt Renner. Und auch im aktuellen Anbaujahr 2024 macht der A-Weizen einen guten Eindruck. „ATTRIBUT ist ein Kandidat, der sich gut bestockt. Er ist sehr frohwüchsig im Herbst“, beschreibt er „dass die Sorte ein Kompensationstyp ist, sieht man ihr an“, sagt er weiter. Er hat in der Sorte einen zuverlässigen Allrounder gefunden, der seinen Ertrag stabil liefert, ohne Schwächen zu zeigen. Neben ATTRIBUT gehört auch JULIA aus dem DSV Gerstenportfolio zu den Sorten, die die Agrargemeinschaft anbaut. „JULIA ist jetzt bei uns im zweiten Jahr und sie hat mir einwandfrei gefallen! Sie zeigt nicht viel Ähren- und Halmknicken, auf dem Schlag haben wir knapp 90 dt/ha geerntet und lagen hier 8 dt/ha über unserem Betriebsdurchschnitt“, so Renner.
Markus Stollsteimer baut im dritten Jahr den Winterweizen POLARKAP an. „Da er sich letztes Jahr sehr gut präsentiert hat, haben wir die Fläche für POLARKAP ausgedehnt“, sagt der Betriebsleiter aus Baden-Württemberg. 2023 wurde die Sorte auf 17 ha angebaut – dieses Jahr sind es 35 ha. Mit einem Proteingehalt von 13,4 % und 118 dt/ha im letzten Drusch konnte er sich sehen lassen. „Letztes Jahr war ein ausgewöhnliches Erntejahr. Durchweg sehr ertragreich und POLARKAP ist hier besonders herausgestochen!“, erzählt Stollsteimer. Sonst liegen die Erträge beim Winterweizen bei ihm i.d.R. zwischen 90 und 95 dt/ha. Diesen Durchschnitt hat POLARKAP damit deutlich angehoben. Der Schwerpunkt des Betriebes von Markus Stollsteimer liegt in der Saatgutvermehrung. Insgesamt baut er acht Winterweizensorten in der Vermehrung an und POLARKAP ist hier eine der Hauptsorten. „Die Sorte zeichnet sich durch relativ hohe Eiweißgehalte aus und liefert gleichzeitig hohe Erträge“, berichtet Stollsteimer. Auch der Eiweißgehalt hat ihn beeindruckt, da er auf seinem Betrieb keine Qualitäts-Spätdüngung durchführt. „Zudem hat sich POLARKAP im letzten Jahr sehr fallzahlstabil präsentiert!“, so Stollsteimer. „Sie lag bei über 360 Sekunden, trotz später Ernte nach dem Regen“, sagt er weiter. Jedoch merkt der Landwirt allgemein an, dass nicht zu spät ausgesät werden sollte. Die später gesäten Flächen, auf denen vorher Zuckerrüben standen, fallen gegenüber dem Großteil an frühgesäten Flächen, die einen sehr guten Eindruck machen, durch eine etwas schlechtere Bestockung auf.
Sascha Simon ist Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Riesa e G und baut auf 70 ha den neuen E-Weizen EXSAL an. „Eine neue Sorte muss man ausprobieren – insbesondere neue E-Weizen Genetik, die eher selten ist“, sagt Simon. Die Agrargenossenschaft Riesa eG ist Mitglied der sächsischen Erzeugergemeinschaft Riesa. Hier werden größere Mengen wie z. B. von Weizen gebündelt und verkauft. EXSAL hat Simon im vergangenen Jahr als „Testpilot“ auf ca. 19 ha ausgedrillt und will nun die neue Sorte genauer unter die Lupe nehmen. Als Mitglied der Erzeugergemeinschaft „Qualitätsgetreide Meißner Land- Großenhainer Pflege w. V.“ vermarkten sie ihren Weizen und Roggen an die Dresdener Mühle. Hier ist EXSAL auch zum Probeanbau empfohlen. „Wir sind 100 % Rotes Gebiet und müssen trotzdem die 13 % Rohproteingehalt im Weizen erreichen“, erläutert Simon. Durch die Einschränkung in der Düngung gestaltet sich das schwierig. „Da schlägt der kleinere Bonus im E-Weizen schon an“, vermerkt der Vorstandsvorsitzende. Er spielt hier auf die 24 kg N/ha an, die in Roten Gebieten bei E-Weizen mehr ausgebracht werden dürfen. Das „Fallzahljahr 2023“ war für EXSAL kein Problem. „Im Frühjahr 2024 macht die Sorte einen guten Eindruck, der Wuchs ist zwar verhalten, die Bestockung aber gut – wir schauen mal, wie es weiter geht“, fasst Simon die Entwicklung von EXSAL zusammen. „Es ist eine neue Genetik, die vielleicht eine alte E-Weizen Sorte ablösen kann und besser ist“, sagt Simon – wir bleiben an diesem Thema dran und werden über die Erfolge der neuen Genetik berichten.
Die Agrarproduktion Zorgeland GmbH liegt in Thüringen inmitten der „Goldenen Aue“. Geschäftsführer Erik Förster und sein Kollege Jens Bauersfeld leiten den Ackerbaubetrieb, der insgesamt 998 ha neben dem Anbau von Kartoffeln, Spargel, Hülsenfrüchten und Getreide auch Saatgutvermehrung betreibt. Die einzige Wintergerste, die sie dieses Jahr auf insgesamt 105 ha vermehren, ist die mehrzeilige Gerste JULIA. Und das aus gutem Grund: 2023 haben sie im Durchschnitt 105 dt/ha mit der Sorte geerntet. „Das muss in die Geschichtsbücher eingehen“, sagt Bauersfeld zu diesem Ergebnis. Im zweiten Anbaujahr macht sie bisher ebenfalls einen guten Eindruck. „JULIA war im Vergleich zu anderen Sorten in der Jungendentwicklung sehr frohwüchsig“, so die Betriebsleiter. Jedoch bringt das aktuelle Jahr erneute Herausforderungen mit sich: „Wir sind vom Herbst an komplett feucht durch den Winter gegangen und hatten ein genauso feuchtes Frühjahr – dann kamen schlagartig 25, 26 Grad in die Bestände“. JULIA ist eine frohwüchsige Sorte, die sich einfach führen lässt, ertragsstark ist und damit eine dankbare Sorte darstellt. „Es ist ein langwieriger Prozess eine neue Sorte standardmäßig bei Landwirten zu etablieren, die aufgrund ihrer Zuverlässigkeit immer wieder genommen wird – die JULIA kann das aber schaffen,“ davon sind Förster und Bauersfeld überzeugt.