Mit den drängenden Fragen im Ackerbau befasste sich auch dieses Jahr wieder die Ackerbautagung der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) in Paderborn. Dr. Heino Schaupp begrüßte die Gäste und stellte die aktuellen Highlights aus der Züchtung vor. Die Landwirtinnen und Landwirte waren aus mehreren Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gekommen. Mit dem Ertragspotenzial unserer landwirtschaftlichen Kulturen befasste sich Dr. Ute Kropf, vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel. Sie ging besonders auf die Bedeutung der Wurzeln ein. Ziel eines ertragreichen Bodens ist es, die Bodenchemie im pH-Wert, beim Calcium und in den Grundnährstoffen zu optimieren, kontinuierlich durchwurzelbaren Raum zu schaffen und die Wurzeln mit den Nährstoffen nur zu locken, nicht zu verwöhnen, so die Wissenschaftlerin.
Zwischenfrüchte erhöhen Humusgehalt
Dr. Norman Gentsch beleuchtete den Einfluss eines nachhaltigen Bodenmanagements auf die Verbesserung der Bodeneigenschaften. Durch einen durchdachten Zwischenfruchtanbau mit artenreichen Mischungen lassen sich Bodenwasserhaushalt, Bodenleben sowie Nährstoffflüsse aus der Zwischenfrucht an die Folgefrucht optimieren, erklärte der Bodenkunde-Experte der Universität Hannover. Zwischenfrüchte seien im Übrigen für eine positive Humuswirtschaft unabdingbar. Dr. Janina Krug, Geschäftsführerin der Landwirtschaftlichen Betriebsberatung Schwerin GmbH, diskutierte die Frage der Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Fruchtfolgen. Zunächst definierte sie nachhaltige Fruchtfolgen. Diese müssen ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen, aber eben auch langfristig wirtschaftlich sein. Anhand von Modellrechnungen für einen „guten“ und einen „leichten“ Standort errechnete sie die Grundrenten erweiterter Fruchtfolgen. Deren Vorteile sind beispielsweise, dass Infektionszyklen durchbrochen, die Zeitspannen für Unkrautkontrollen und Bodenbearbeitung vergrößert und Arbeitsspitzen entzerrt werden. Ackerbaulich, so Krug, spreche beispielsweise einiges für mehr Sommerkulturen in den Fruchtfolgen, doch die Ökonomie habe das bisher nicht zugelassen. Die Unterschiede bei den Grundrenten waren bei den dargestellten Fruchtfolgen gering, doch zukünftig könnten durch die „Mehrkosten“ engerer Fruchtfolgen die erweiterten Fruchtfolgen an Vorzüglichkeit gewinnen, erklärte die Referentin.
Mais- und Sorghumkompetenz der DSV
Wie sich die DSV auf die Zukunft im Maisanbau einstellt, berichteten Luisa Lilienkamp und Frank Trockels. Die Sorten müssen möglichst früh nach bestimmten Merkmalen selektiert werden, um das Sortenportfolio entsprechend zu ergänzen. Dazu werden europaweit etwa 100 Hybriden im Jahr in verschiedenen Klimazonen und Böden geprüft. In „Innovationsversuchen“ sollen sich die Sorten möglichst früh und regional in der Praxis zeigen, teilweise erfolgt auch ein Anbau in Grenzlagen, um die Stress-, Trocken- und Kältetoleranz möglichst früh zu identifizieren. Als Ergänzung zum Maisanbau präsentiert sich die DSV als Sorghumzüchter. Dessen Vorteile zeigen sich in der Fruchtfolgeerweiterung, Bodenverbesserung und Erhöhung der Biodiversität. Auch eine Sanierung bodenbürtiger Krankheiten sei möglich, wie die Erfahrung des Sorghum-Einsatzes in Baumschulen zeige. Neue Möglichkeiten, so Trockels und Lilienkamp, eröffnen sich den Landwirten auch im Mischanbau mit Mais, genauso wie der Mischanbau mit Acker- oder Stangenbohnen mit Mais.
Angelika Sontheimer
Freie Journalistin