In der Bestockungsphase bildet die Weizenpflanze Triebe und schon ab Mitte der Bestockung beginnt sie mit der Ährchenanlage (Doppelringstadium). Mit der N-Düngung muss in dieser Phase eine sorten- und standortspezifisch optimale Triebdichte erstellt werden. Das Ziel ist, zu Schossbeginn (BBCH 30) einen Bestand mit einer Anzahl von kräftigen Trieben zu realisieren, die der zweifachen bis zweieinhalbfachen Zielährenzahl entspricht. Insgesamt muss ein Weizenbestand bis zum Schossbeginn ca. 50-60 kg N/ha aufnehmen. Auf guten Böden insbesondere nach Blattvorfrüchten und gut entwickelten Beständen reichen häufig Startgaben von 30-50 kg N/ha aus. Die Andüngung mit schwefelhaltigen Stickstoffdüngern hat sich bewährt (15-20 kg/ha S).
Bei diesen Bedingungen kann eine Erhöhung der 1. Gabe auf 60-70 kg N/ha notwendig sein:
Vom Schossbeginn (BBCH 30) bis zum Ährenschieben muss der Weizen ca. 60 bis 100 kg/ha N aufnehmen. Die Höhe des N-Angebots zwischen Bestockungsende und etwa Mitte der Schossphase entscheidet über die Reduktion der vorhandenen Bestockungstriebe und Ährchenanlagen. Als Faustzahl kann gelten, dass ca. 50 % der Triebe reduziert werden. Das Ziel am Ende der Bestockungsperiode ist, einen Bestand mit 220-300 Pflanzen/m² mit je 2 bis 3 kräftigen Halmen pro Pflanze zu erstellen, die gut ausgebildete Ähren produzieren können. Bei normaler Bestandesentwicklung und keinem akuten erkennbaren N-Mangel liegt der Termin der Schossergabe[KM1] in EC 30/31.
Sind die Bestände am Ende der Bestockung schwach entwickelt (< 800 Triebe/m²), sollte die Schossergabe aufgeteilt werden und die erste Gabe bereits in EC 29/30 erfolgen, um die Triebreduktion zu unterbinden. Dies gilt besonders bei Sorten, die höhere Bestandesdichten benötigen und schwach bestockenden Sorten auf sehr guten Standorten. Bei nasskalter Witterung kann eine Erhöhung der Schossergabe um 20-25 % sinnvoll sein, da die Stickstoffnachlieferung verzögert ist. Die Ährengabe sollte dann entsprechend gekürzt werden. Eine Aufteilung der Schossergabe empfiehlt sich auch auf besseren, gut strukturierten Böden mit hoher Stickstoffnachlieferung und bei Sorten mit Neigung zu starker Triebbildung.
In üppigen Beständen kann die Schossergabe in EC 32 gelegt werden, um zu vermeiden, dass unnötige Triebe mitgeschleppt werden. Es darf aber auch kein gravierender N-Mangel auftreten, weil unter Umständen auch die Kornzahl pro Ähre reduziert wird.
Wichtig ist, dass sich die Terminierung der Maßnahme an der Bestandesentwicklung und dem BBCH-Stadium orientiert und nicht am Kalendertag, denn frühe Sorten benötigen den Stickstoff früher als späte Sorten. Insgesamt liegt die in der Schossphase zu düngende N-Menge bei 40-60 kg/ha.
In Zeiten der novellierten Düngeverordnung (DüV) rückt die optimale Nährstoffversorgung der Bestände in den Fokus. Vor allem Schwefel beeinflusst die Wirkung von Stickstoff entscheidend. Da die Eiweißsynthese durch ein Schwefel-Defizit beeinträchtigt werden kann, sollte immer auf das Verhältnis der beiden Nährstoffe zueinander geachtet werden. Die Umsetzung von Stickstoff hängt stark von dem Schwefelgehalt ab. Bei Getreide ist ein S/N-Quotient von ca. 1:10 anzustreben. Das bedeutet, dass zur Ausnutzung von 10 kg Stickstoff 1 kg Schwefel benötigt wird. Die Schwefeldüngung steigert somit die Effizienz der Stickstoffdüngung. Getreide hat einen Schwefelbedarf von 25 - 30 kg S/ha. Eine Unterversorgung mit Schwefel wirkt sich nicht nur negativ auf den Rohproteingehalt aus, sondern erhöht auch die Gefahr von Bilanzüberschüssen.
Schwefel ist ähnlich wie Stickstoff in organischer Form im Humus gebunden und erst nach der Mineralisation als Sulfat pflanzenverfügbar. Die Schwefelmineralisation ist neben der Temperatur und Feuchtigkeit auch von der Durchlüftung des Bodens abhängig. Auf strukturgeschädigten Böden ist die Schwefelnachlieferung stark eingeschränkt und die Wurzelentwicklung und damit das Aneignungsvermögen der Getreidepflanzen reduziert. Hohe Niederschläge führen zur Auswaschung von im Bodenwasser gelösten Schwefel. Insbesondere auf leichten Sandböden oder humusarmen, flachgründigen Standorten kann Schwefelmangel auftreten. Einem höheren Risiko für Schwefelmangel ist auch der Stoppelweizen ausgesetzt sowie Kulturen, die nach stark zehrenden Vorfrüchten wie Silomais oder Zuckerrüben angebaut werden.
Bestände mit Schwefelmangel weisen Blätter mit hellen, gelbgrünen chlorotischen Verfärbungen auf. Die Chlorosen beginnen in der Regel an den jüngeren Blättern.