Die DSV wurde vor über 100 Jahren gegründet, um die Verfügbarkeit von Futtersaatgut zu sichern. Schon damals war klar, dass hochwertiges Futter nur mit hochwertigem Saatgut erzeugt werden kann. Seitdem wird umfangreiche Züchtungsarbeit bei den wichtigsten Futtergräserarten und kleinsamigen Futterleguminosen betrieben. Auf vier Zuchtstationen und weiteren Prüfstandorten in ganz Europa entwickeln die DSV Züchter Sorten, die alle Markt- und Nutzungsanforderungen der Landwirte in Europa und darüber hinaus abdecken. Neben den allgemeinen Zuchtzielen wie Biomasseertrag, Krankheitsresistenz und Ausdauer liegt unser besonderes Augenmerk auf der Futterqualität.
Als einziges Futterbauprogramm direkt vom Züchter steht COUNTRY seit 30 Jahren an der Spitze des Zuchtfortschritts mit ertragreichen Qualitätssorten, die besonders hohe Protein- und Energiegehalte sowie die Empfehlung der Offizialberatung aufweisen. Das erhöht die Qualität Ihres Grundfutters und ist der Schlüssel zu mehr Milchleistung. Durch die sorgfältige Arten- und Sortenauswahl bietet das COUNTRY Programm für jeden Standort und jede Nutzungsrichtung eine passende Mischung.
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Seit vielen Jahren selektieren die DSV Züchter neue Futterpflanzen nicht nur auf Ertrag und Toleranz gegenüber Krankheiten und abiotischen Stressfaktoren, sondern legen auch ein besonderes Augenmerk auf die Futterqualität. Ziel ist es, hochverdauliche und nährstoffreiche Futterpflanzen für eine hohe Milchleistung zu selektieren. Nur unsere besten Sorten von Futtergräsern/-leguminosen, Mais und Sorghum erhalten das Milk Index Qualitätssiegel. Milk Index Sorten werden nicht nur von der DSV geprüft: Ihre hervorragende Futterqualität wird auch durch Ergebnisse unabhängiger europäischer Institutionen (wie der Landwirtschaftskammer in Deutschland) oder Empfehlungslisten (z.B. NIAB-Liste für empfohlene Gras- und Kleesorten) belegt.
Gräser gehören zu den fremdbefruchtenden Arten und werden in der Regel im Polycrossverfahren gezüchtet. Das Ausgangsmaterial für neue Sortenkandidaten ist auf jeder Zuchtstation die Einzelpflanzenanlage, in der die Einzelpflanzen unterschiedlicher Herkünfte und Abstammungen stehen. Dies sind eigene Sorten, Kreuzungsnachkommen und Zuchtstämme, aber auch zugelassene Sorten anderer Züchter dürfen verwendet werden.
Zunächst selektiert jeder Züchter an seinem Standort die besten Einzelpflanzen hinsichtlich Ertrag, Ausdauer und Krankheitsresistenz. Diese Einzelpflanzen werden dann jeweils in mehrere Teile aufgeteilt. Diese sogenannten Klonteile der selektierten Einzelpflanzen werden daraufhin in Gruppen (die späteren Polycrosse) zusammengestellt, die meistens aus wenigen Elternkomponenten (selektierten Einzelpflanzen) mit jeweils 4 bis 8 Klonteilen, also insgesamt aus weniger als 50 Pflanzen bestehen.
Bei der Zusammenstellung wird darauf geachtet, dass die Elternkomponenten in ihren Registermerkmalen (Reifegruppe, Farbe etc.) zusammenpassen. Jede Gruppe wird als eine Isolierung zwischen Roggen gepflanzt. Durch die Wuchshöhe des Roggens und den Abstand zwischen den Isolierungen wird Fremd-/Windbestäubung minimiert. So wird in jeder Isolierung jede Elternkomponente mit einem Pollengemisch der anderen Elternkomponenten bestäubt und schließlich werden die Samen aller Pflanzen insgesamt als sogenannter Polycross geerntet.
Die Polycrosse gehen nun in die Leistungsprüfung. Bei Futtergräsern sind die wichtigsten Zuchtziele Ertrag, Futterwert, Krankheitsresistenz und Ausdauer. Hier müssen die Polycrosse, jeder für sich ein potenziell neuer Sortenkandidat, zeigen, ob er besser ist als bestehende Sorten. Dies ist ein zweistufiger Prozess, der zunächst einortig und in der zweiten Stufe mehrortig durchgeführt wird. Krankheitsresistenzen, Narbendichte und Wachstumsentwicklung werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr durch den Züchter bonitiert.
Der Biomasseertrag wird mit Grünfutterparzellenerntern erhoben und der Futterwert mittels der Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) bereits direkt auf der Erntemaschine ermittelt. Im Bereich der Futterqualität analysiert die DSV seit 25 Jahren ihre neuen Sortenkandidaten intensiv auf Zellwandverdaulichkeit, Zucker- und Proteingehalte. Sorten mit besonders guten Futterwertparametern werden mit dem Prädikat „Milk Index“ ausgezeichnet.
Im Unterschied zu Getreide oder Raps, werden die Futterpflanzenversuche mehrjährig durchgeführt und bis zu sechsmal jährlich geerntet. Dies macht die Evaluierung komplex. Unsere Futtergräserzüchter treffen sich jährlich, um gemeinsam die erhobenen Ergebnisse ihrer neuen Sortenkandidaten auszuwerten. Fällt ein Sortenkandidat nach Auswertung aller Bonituren und Ergebnisse in der ersten Stufe positiv auf, wird er in der zweiten Stufe in einem mehrortigen Versuch geprüft. Damit kann dann die Leistung eines Sortenkandidats unter verschiedenen Standort- und Klimabedingungen abgeprüft werden. In Teilen schließt dies Versuche in Südamerika und Kanada ein.
Ein weiteres wichtiges Zuchtziel für Futtergräser und –leguminosen ist der Samenertrag.
Während bei Getreide das Korn das Ernteprodukt für die eigentliche Nutzung und für die Saatgutproduktion ist, wird bei Futterpflanzen, jeweils deutlich vor der Samenreife, die gesamte Biomasse für die eigentliche Nutzung geerntet. Daher muss bei Futterpflanzen der Samenertrag zusätzlich züchterisch bearbeitet werden, um wirtschaftlich produzierbare Sorten zu entwickeln. Dazu werden, in Ergänzung zur Biomasseleistungsprüfung, separate Samenertragsversuche durchgeführt.
Auf Basis aller Versuchsergebnisse entscheiden Züchter und Produktmanagement gemeinsam, welche Sortenkandidaten zukünftig eine Chance auf Zulassung als neue Sorte haben. Um diese Sortenkandidaten in die Wert- und Registerprüfung beim Bundessortenamt oder anderen nationalen Sortenämtern einreichen zu können, werden etliche Kilogramm Saatgut benötigt, die in einem weiteren Vermehrungszyklus produziert werden müssen. Nach dieser sogenannten Züchtersaatgutvermehrung entscheiden Züchter und Produktmanagement abschließend darüber, in welchen Ländern die jeweiligen Sortenkandidaten offiziell angemeldet werden.
Die Zulassung von neu gezüchteten Sorten obliegt in Deutschland dem Bundessortenamt und erfolgt entsprechend dem Regelwerk des Saatgutverkehrsgesetzes. Voraussetzung für eine Sortenzulassung ist der erfolgreiche Abschluss der meist zweijährigen Registerprüfung, in der die Unterscheidbarkeit zu allen bestehenden Sorten anhand verschiedener Sorteneigenschaften geprüft wird. Weiterhin muss ein Sortenkandidat die zwei- bis dreijährige Wertprüfung zur Erlangung des landeskulturellen Werts erfolgreich absolvieren.
Hierfür muss der Sortenkandidat gegenüber allen bestehenden Sorten in mindestens einer der wertbestimmenden Eigenschaften (z.B. Ertrag, Krankheitsresistenz, Futterwert) eine Verbesserung für den Futterpflanzenbau erreichen. Nur wenn der Sortenkandidat eine Zulassung erhält, darf Saatgut kommerziell produziert und vertrieben werden.
Jede neu zugelassene Sorte erweitert und verbessert das DSV Portfolio dadurch, dass sie ältere Sorten ersetzt und/oder neue Nutzungsoptionen ermöglicht.