Der Anspruch möglichst viel Energie auf dem Acker zu produzieren erfordert eine maximale Ausnutzung der Vegetationszeit und hohe Ertragsleistungen bei möglichst geringen Kosten. Um ein solches System langfristig erfolgreich zu führen, muss die Bodenfruchtbarkeit gestärkt werden. Gerade in engen, maisbetonten Biogasfruchtfolgen ist die Einhaltung der Humusbilanz schwer.
Dabei verbessert Humus das Bodengefüge, die Tragfähigkeit des Bodens, ist ein wichtiger Baustein der Bodenfruchtbarkeit und fördert somit den Ertrag der Kulturen. Mit der Wahl der richtigen Kombination zwischen Erst- und Zweitfrucht können die Aspekte Ertrag und Bodenfruchtbarkeit verbunden werden.
Der Zweitfruchtanbau (auch als Zweikulturnutzungssystem bezeichnet) besteht aus einer Winterung, die im Frühjahr bzw. Frühsommer geerntet wird und einer darauf folgenden Hauptfrucht. Die Erstfrucht nutzt die verbleibende Wachstumsphase des Vorjahres und setzt im Frühjahr die Winterfeuchtigkeit zeitig in Ertrag um. Geeignet sind Ackergräser, Grünroggen und früh räumende Wintergetreide-GPS. Die Hauptfrucht kann Mais oder Sorghum sein, aber Sommergetreide und Sonnenblumen kommen auch in Frage. Wichtig ist, dass den gewählten Kulturen jeweils genügend Wasser und Wärme zur Verfügung steht, um ihr Ertragspotenzial zu zeigen.
Eines der bekanntesten Zweikulturnutzungssysteme ist der Anbau von Grünroggen als Winterzwischenfrucht sowie die anschließende Aussaat von Mais im Zweitfruchtanbau. Während des Winters ist der Ackerboden bedeckt und die Gefahr der Nährstoffauswaschung und Erosion verringert. Nach der Ernte des Grünroggens muss der Boden noch über genügend Wasser verfügen, damit die Keimung und die optimale Jugendentwicklung des Maises gewährleistet werden kann. Je früher der Grünroggen geerntet werden kann, desto mehr verbessern sich die Bedingungen für den Zweitfruchtmais.
Bei der Wahl des Saatgutes sollten spezielle Grünfutterroggensorten vorgezogen werden, wie z. B. BONFIRE. Diese sind für die Frühsaat (Anfang-Mitte September) geeignet, produzieren sehr viel Biomasse und lassen sich zeitig ernten, um eine frühe Maisaussaat zu gewährleisten.
In einem mehrjährigen Versuch (2007-2010) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat das System an den ertragsstarken Orten überzeugt. Beispielsweise betrug in Poppenburg (Südniedersachsen) der Mehrertrag von Grünroggen und Mais 62 dt/ha TM gegenüber Mais als Hauptfrucht. Hier ist das Zweikulturnutzungssystem eine wertvolle Erweiterung der Substratgrundlage. In Rockstedt hingegen, einem ertragsschwächeren Ort, lag der Mehrertrag des Systems bei ca. 11 dt/ha TM. In diesem Fall ist es sinnvoller auf den Hauptfruchtanbau zu setzen.
Welsches Weidelgras, wie z. B. in der Mischung COUNTRY Feldgras 2051, hat aufgrund seiner hohen Biomasseleistung eine sehr gute Eignung für die Biogasnutzung. Ausgesät im Herbst nutzt es ideal die Winterfeuchtigkeit aus, bedeckt zügig den Boden und ist ein guter Humuslieferant. Von der guten Durchwurzelung und Bodengare profitiert die anschließende Zweitfrucht. Die Methangehalte bewegen sich mit ca. 330 NL/kg oTS im Bereich wie Mais oder Getreide-GPS.
Wird die Ganzpflanzensilage von Getreide angestrebt empfehlen sich Wintergersten- oder Roggen-GPS. Da die Gerste früh das Feld räumt, ist diese vorzüglich, wenn Mais noch angebaut wird. Der Erntetermin Anfang Juni ermöglicht die Aussaat einer frühen Maissorte (< S 210). Attraktiv hinsichtlich des Ertrages und der Wirkung auf den Boden sind auch Leguminosengemenge, wie z. B. Wickroggen-GPS Plus oder Gemenge mit Erbsen. Diese hinterlassen eine sehr gute Bodengare, sammeln Stickstoff und haben einen positiven Vorfruchtwert. Spätere Ganzpflanzensilagen, wie z. B. Weizen GPS sind aufgrund des hohen Ertragspotenzials in guten Lagen interessant. Mais als Zweitfrucht empfiehlt sich in diesem Fall nicht mehr. Der spätere Aussaattermin ist auch für Sorghum von Nachteil und kann zu einer zu geringeren Abreife führen. Möglich ist die Aussaat von Einjährigem Weidelgras oder einer Sommerung.
ei der Wahl der richtigen Zweitfrucht sollte standortgerecht entschieden werden. Je später die Vorfrucht räumt, desto geringer wird die Auswahlmöglichkeit für die nachfolgende Kulturart. Natürlich ist die Erstfrucht ertragreicher, wenn sie möglichst lange im Feld steht. Doch mit zunehmendem Ertragszuwachs verringert sich das Ertragspotenzial der Zweitfrucht zunehmend. Es sollte der Kulturart, die der Leistungsträger in dem System ist, der größtmögliche Anbauzeitraum eingeräumt werden.
Es empfehlen sich frühe Maissorten mit einer zügigen Jugendentwicklung. Der späteste Saattermin für den Mais als Zweitfrucht ist Ende Juni. Später gelegte frühe Maissorten kommen zwar noch im September in die Blüte, die idealen Trockensubstanzgehalte (TS-Gehalt) > 30 % werden aber kaum noch realisiert.
An wärmeren, trockenen Standorten mit geringem Spätfrostrisiko eignet sich auch Sorghum. Die hohen Masseerträge, die leichte Produktionstechnik und die günstige Integration in Fruchtfolgen sind Argumente für den Sorghumanbau. Mittlerweile gibt es in Deutschland ein weites Sortenspektrum, dass für den heimischen Anbau gut geeignet ist. Der spätere Aussaattermin zu Mais, gibt der Erstfrucht mehr Spielraum und es bleibt mehr Zeit für die Saatbettvorbereitung.
Damit die hohe Produktivität der Flächen nicht auf Kosten der Bodenfruchtbarkeit geht, sollte die Wahl der Kulturen nicht nur ertragsorientiert sein. Besonders die Erstfrüchte bieten die Möglichkeit „Futter“ für Biogasanlage und Boden zu kombinieren. Hervorzuheben sind hier die Gräser, die in ihrer Art der Humusreproduktion und der Durchwurzelung fast unschlagbar sind. Die hohe Abfuhr an Biomasse führt dazu, dass wenig organische Substanz oberhalb des Bodens verbleibt. Zwischenfrüchte, die nicht geerntet werden, gleichen diesen Zustand wieder aus.
Positive Nebeneffekte des Zweikulturnutzungssystems sind außerdem, dass das Ausbringungsfenster für Gülle sich auf mehrere Termine erweitern lässt und Arbeitsspitzen entzerrt werden.
Ertragreiche Regionen können mit dem Zweitfruchtnutzungssystem ihre Substratgrundlage für die Biogasanlage erweitern. Hier kann die größtmögliche Ausnutzung der Vegetationszeit stattfinden und die Substratgrundlage ohne zusätzlicher Fläche erweitert werden.