Hintergrund - Sortengeschichte - Futterpflanzen und -gräser
Landsberger Gemenge
1923 - 1932
Das Landsberger Gemenge geht, wie die DSV, auf Prof. Freckmann, den Leiter der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten Landsberg/W. zurück. Prof. Freckmann experimentiert in den 20er Jahren mit Leguminosen-Gräser Gemischen, aus denen sich schließlich eine Mischung aus Zottel-/Winterwicke, Inkarnatklee und Welschem Weidelgras herauskristallisierte.
Eine Herausforderung war in dieser Zeit gutes und winterfestes Saatgut für diese Mischung zu finden. Dr. Fischer (der erste Geschäftsführer der DSV) sah es als seine vordringliche Aufgabe an, winterharte Typen dieser Komponenten in die Vermehrung zu bringen.
In den folgenden Jahren verbreitete sich diese Mischung über ganz Deutschland. Zunächst hatt sie keinen Namen. Da hinter der Mischung aber das Institut in Landsberg stand, setzt sich bei den Landwirten der Begriff „Landsberger Gemenge“ durch. Dr. Fischer hört das bei einem seiner Beratungsgespräche und nimmt den Namen in die DSV Werbung auf. Schon wenige Jahre später wurde deutschlandweit vom Landsberger Gemenge gesprochen.
Im August 1930 rief ein Gutsbesitzer bei der DSV in Landsberg an und bestellte für 25 ha „Landsberger Gemenge“. Dort wusste man zunächst nicht, was gemeint war, bis er erklärte: „Ich möchte Euer Landsberger Gemenge haben, das Gemisch aus Inkarnatklee, Zottelwicken und Welschem Weidelgras“. So hatte ein Landwirt den Namen geschaffen für ein seither klassisch gewordenes Futterbaugemisch, das in Praxis und Literatur als „Landsberger Gemenge“ seinen Weg gemacht hat.“
NFG Sorten
1933 - 1942
In diesem Jahrzehnt startet die eigentliche Züchtung der DSV und auch der NFG, die 1965 mit der DSV fusioniert.
Durch Verbindungen von Dr. Fischer, Dr. Renius und Dr. Bürger konnten Selektionen von bekannten Professoren übernommen werden. So entstehen Sorten wie das Straußgras NFG Weber (Prof. Weber, Moorversuchsanstalt Bremen) oder der Rotschwingel NFG Theodor Roemer (Prof. Roemer, Universität Halle).
Deutsches Weidelgras NFG
1943 - 1952
Das Deutsche Weidelgras NFG, das auf Ökotypensammlungen basiert, stellt für den Futterbau in Deutschland einen großen Durchbruch dar. Es ist das erste Weidelgras mit einer wirklichen Ausdauer und Winterhärte und fand in ganz Deutschland eine weite Verbreitung über viele Jahre. Eine erste Anmeldung beim Sortenregister fand 1943 statt. Die Zulassung erfolgt vermutlich am 5. Dezember 1945.
NFG Gigant
1953 - 1962
Die Weißkleesorte NFG-Gigant stellt einen wichtigen Meilenstein im Futterbau in Deutschland dar. Als großblättrige, hochwachsende Sorte selektiert, eignet sie sich besonders gut für Weidelgras-Weißkleeweiden und war über Jahrzehnte in vielen Mischungsempfehlungen zu finden.
Die Sorte geht auf Kreuzungen am Kaiser Wilhelm Institut Müncheberg zurück. Damals wurden Giganteum mit Morseo-Typen verkreuzt und selektiert. Diese Stämme wurden weiter von Prof. Rudorf am Max-Planck Institut für Züchtungsforschung bearbeitet, bevor sie an die NFG abgegeben und zur fertigen Sorte entwickelt wurden.
LIPERLO
1971
Mit LIPERLO gelang der DSV 1971 die erste Sortenzulassung einer Futtergrassorte nach der Wiederaufnahme der Züchtungsaktivitäten nach dem 2. Weltkrieg. Diese erste Sorte im mittleren Sortiment war kein Überflieger und erreicht 1975 nur eine Vermehrungsfläche von 200 ha. Der Anfang ist aber gemacht und es folgen in den nächsten Jahren viele weitere Sorten in den unterschiedlichsten Futterpflanzenarten.
LIRASAND
1974
LIRASAND war das erste Einjährige Weidelgras für den Zwischenfruchtanbau. Erst nach einem Widerspruch beim Bundessortenamt wird es zugelassen. Später wird LIRASAND zu einer der erfolgreichsten Futterpflanzensorten in Deutschland. Schon bald nach ihrer Zulassung 1974 steigt die Sorte zur am meisten vermehrten Sorte beim Einjährigen Weidelgras in Deutschland auf. Von 1978 bis 1991 belegt sie den Spitzenplatz in den Vermehrungsflächen mit Höhepunkten in den Jahren 1985 und 1991 mit > 1700 ha Vermehrungsfläche in Deutschland.
Das Besondere an LIRASAND ist die ausgeprägte Einschnittigkeit. Das Gras ist für eine Aussaat im Juli/August gezüchtet worden. Trotz kürzer werdender Tage entwickelt die Sorte noch ährentragende Halme und erreicht dadurch eine gute Silierbarkeit bei gleichzeitig guter Struktur. Aus LIRASAND ist später die erste in der DSV gezüchtete tetraploide Weidelgrassorte LIQUATTRO hervorgegangen, die 1993 zugelassen wurde.
LIRASAND stellt einen neuen Sortentyp dar. Das Prüfsystem beim Einjährigen Weidelgras ist bis in die achtziger Jahre ausschließlich auf eine Frühjahrsaussaat und Mehrschnittigkeit ausgelegt. Eine Ansaat als sogenannte Stoppelsaat war auf Antrag möglich, aber die Mehrschnittnutzung war für alle Sorten obligatorisch. Der Erfolg von LIRASAND zeigt auf, dass die eigentliche Bedeutung des Einjährigen Weidelgrases in der Zwischenfruchtnutzung lag. So wurde 1989 schließlich die gesamte Wertprüfung obligatorisch auf die Zwischenfruchtprüfung umgestellt, und die Mehrschnittprüfung konnte wahlweise hinzugenommen werden.
LIPONDO und LINOCT
1988
1988 gelang der DSV beim Deutschen Weidelgras mit der Doppelzulassung der diploiden, späten Sorten LIPONDO und LINOCTA ein Durchbruch. Beide Sorten waren nicht nur ausgesprochen narbendicht und ausdauernd, beide Sorten erhielten von den Landwirtschaftskammern auch das ’M‘ für eine herausragende Mooreignung.
Diese Sorten gehen auf das intensive Programm der Streulagenversuche zurück, das die DSV in diesen Jahren an bis zu 10 Standorten in Deutschland betrieb. Darunter waren auch eine Reihe von Beobachtungsprüfungen auf Moor unter Beweidung. LIPONDO und LINOCTA hatten in diesen Prüfungen gezeigt, dass sie unter den harten Moorbedingungen sehr gut dastehen.
COUNTRY
1994
COUNTRY wurde als Markenzeichen für den Futterbau entwickelt. In die COUNTRY-Mischungen fließen seit damals nur hochwertige, in Deutschland geprüfte und empfohlene Sorten ein. Die einzelnen Arten und Sorten werden so miteinander kombiniert, dass sie an unterschiedliche Nutzungen und regionale Standortbedingungen angepasst sind. Das Mischungsprogramm ist in Deutschland führend im Bereich Futterbau.
1994
2023
LIPRESSO
1999
Mit LIPRESSO erzielt die DSV 1999 einen weiteren Durchbruch. Jetzt kann auch in Bereichen, in denen es bislang regelmäßig zu Auswinterungen kam, sicher Deutsches Weidelgras angebaut werden. LIPRESSO setzt sich aus 12 Ökotypen zusammen, die im deutschen Mittelgebirgsraum gesammelt worden waren. In ökologischen Streulagenversuchen im Harz, im Erzgebirge und im Schwarzwald ist dieser diploide, sehr frühe Zuchtstamm aus vielen selektiert worden, nachdem er immer wieder positiv nach längeren Schneeperioden herausstach.
ASTONENERGY
2006
Seit vielen Jahren selektieren die DSV Züchter neue Futterpflanzen nicht nur auf Ertrag und Toleranz gegenüber Krankheiten und abiotischen Stressfaktoren, sondern sie legen auch einen besonderen Fokus auf die Futterqualität. Ziel ist die Selektion hoch verdaulicher Futterpflanzen für eine hohe Milchleistung. ASTONENERGY ist die erste Sorte, die besondere Maßstäbe im Bereich der Futterqualität setzen kann.
VALERIO
2011
Mit der Sorte VALERIO gelang wieder ein besonderer Zuchtfortschritt. Die tetraploide späte Deutsch Weidelgrassorte verknüpft die Vorteile tetraploider und diploider Sorten.
Bisher galt, dass tetraploide Sorten, die eine hohe Ertragsleistung besitzen, genetisch bedingt eine nicht so gute Ausdauer und Narbenleistung vorweisen. VALERIO erreicht als später tetraploider Typ in den Empfehlungen des norddt. Bundes einen TM Ertrag von rel. 105 und im ersten Schnitt sogar rel. 109. Die Sorte verfügt über Mooreignung und außerdem über eine geringe Anfälligkeit für Rost und Neigung zur Auswinterung, so dass die Ausdauer hervorragend ist. Die breite nationale und internationale Empfehlung unterstreicht den Zuchtfortschritt von VALERIO.
SCHWETRA
2016
SCHWETRA ist 2016 die Innovation im deutschen Gräsermarkt: Sie ist die erste tetraploide Wiesenschwingelsorte, die in Deutschland zugelassen wurde.
In einer Sonderprüfung bescheinigte das Bundessortenamt der DSV Neuzüchtung einen deutlich verbesserten Futterwert in Bezug auf Zuckergehalt und Verdaulichkeit im Vergleich zu bisherigen Wiesenschwingelsorten.
EXPLOSION
2018
Als mittelspäte Sorte wird EXPLOSION als tetraploides Deutsches Weidelgras zugelassen.
EXPLOSION ist besonders winterhart und bringt konstant hohe Erträge bei einer außergewöhnlich hohen Futterqualität. Dies wurde im Vorfeld durch Untersuchungen seitens der LWK Niedersachsen bestätigt.
In der Zulassung hat sich EXPLOSION als sehr robust präsentiert und mit der Zulassung ebenfalls die Mooreignung erhalten.